GEMeinsam
„JEAH!“, kreischte Nico vom Sofa aus. Ben stöhnte: „BOAH! Man du hast nur das dritte Level geschafft das ist doch total einfach.“ Ich keifte: „Könnt ihr mal leise sein, ich versuch hier zu arbeiten!“
Seit Corona geht das jeden Tag so, Nico und Ben sind ja noch in der zweiten, die sind nach einer halben Stunde fertig mit der Schule. Ich bin schon in der fünften und habe total viel auf. Wenn Ben und Nico mit der Schule fertig sind, dürfen sie Nintendo Super Mario spielen. Ich bin dann aber noch nicht fertig und es ist total schwer zu arbeiten, während die beiden grölend Autos durch Welten lenken.
Der schönste Tag in der Woche ist der Donnerstag. Um siebzehn Uhr versammeln wir uns um GEMeinsam abzuschalten. Wir, das sind Selma, Nele, Katrin, Marlene, Julian, Ayumi, Ayat, Minan und ich, Ronja. Wir treffen uns per Zoom am Laptop, um GEMeinsam zu schauspielern, zu reden, um für einander da zu sein.
Denn seit Corona ist alles anders: Früher hieß Solidarität nicht bei Spielen schummeln oder auch mal der Freundin einen Euro leihen. Jetzt ist Solidarität von den Alten Abstand halten, zuhause bleiben, wenn man Kontakt zu einer Corona-infizierten Person hatte und im Supermarkt eine Maske tragen. Seit Corona, da bin ich einsam, aber ich bin nicht alleine! Immer wenn ich donnerstags um siebzehn Uhr vor dem Computer sitze, vergesse ich alles. Dann sind da nur wir GEMeinsam und doch so einsam.
Meine Mutter sagt immer die Leute müssen doch durchdrehen, aber solange donnerstags um siebzehn Uhr Nele, Selma, Katrin, Ayumi, Julian, Marlene, Ayat, Minan und ich in unseren persönlichen Zoom Raum kommen – mit unseren Ideen, mit unserer Fantasie – solange sind wir immun gegen das Durchdrehen. Denn wir lassen unsere Gedanken fließen, lassen unseren Gefühlen freien Lauf und versuchen gar nicht erst sie einzudämmen. Denn wir sind GEMeinsam einsam, alleine zusammen stark.
Ronja Hillebrecht, 5b