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Interview mit der MIXED UP-Jugendjury 2019

Demokratisch abstimmen, sich beteiligen und Verantwortung übernehmen

Sie sind die MIXED UP Jugendjury 2019: Drei Schüler*innen der Kanonikus-Kir-Realschule plus und Fachoberschule in Mainz und fünf Schüler*innen des Gutenberg-Gymnasiums Mainz. Sie haben das Preisträgerprojekt in der Kategorie „Partizipation“ ausgewählt. Charlotte, Marlene und Robin erzählen im Interview wie sie bei MIXED UP mitmischen.

Sie sind zwischen 13 und 16 Jahren. Bei der Sitzung der MIXED UP Jugendjury zeigt sich, wie sehr sie sich für Kunst und Kultur interessieren. Spannend ist es für sie als Schüler*innen zu sehen und auch zu bewerten, wie sich andere Schulen und ihre Partner engagieren. In demokratischer Abstimmung haben sie nun gemeinsam entschieden, welches der Kooperationsprojekte, das sich beim MIXED UP Bundeswettbewerb für kulturelle Bildungslandschaften in der Kategorie Partizipation beworben hat, sie am 21. November 2019 im Gutenberg Gymnasium Mainz die Auszeichnung überreichen werden. Das Projekt „Wie wohnt die Fantasie?“ aus Thüringen hat die Jugendjury überzeugt, „weil die beteiligten Kinder ihre eigenen Ideen gesammelt haben und diese gemeinsam mit einem Architekten in der Natur verwirklichen konnten. So ist im Naturgarten der Grundschule eine Laube der Fantasie entstanden, die lange erhalten bleibt und auch von weiteren Schüler*innen genutzt werden kann.“

Damit die MIXED UP Jugendjury überhaupt tagen kann, braucht es die Unterstützung der Schulen. Die Kanonikus-Kir-Realschule plus und Fachoberschule und das Gutenberg-Gymnasium in Mainz nutzen längst künstlerisch-kreative Methoden, um Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Beide sind Kulturschulen. Bei der Frage, ob sich Schüler*innen an der Jugendjury beteiligen können, haben beide Schulen nicht gezögert. „Es ist die ideale Möglichkeit, um mitzubestimmen und um über den Tellerrand der eigenen Schule zu schauen und zu sehen, was andere Schulen für Ideen und Projekte umsetzen“, unterstreicht Margret Bamberger, Konrektorin der Schule in Mainz.

Toll ist, wenn Schule Kreativität fördert

Was hat euer Interesse geweckt bei der MIXED UP-Jugendjury dabei zu sein?
Robin: „Ich wurde gefragt, ob ich mitmachen will und dann habe ich gesagt, ja, ich schaue mal, was das so ist… und das war eine gute Entscheidung.“

Charlotte: „Ich bin in der Jury, weil ich mich sehr für Kunst und Kultur interessiere.“

Marlene: „Ich möchte gerne mitentscheiden. Ich finde das einfach cool, in einer Jury zu sein. Und dann sehe ich auch, wie Andere sich engagieren.“

Wie wurdet ihr auf die Aufgabe, als Jury tätig zu sein, vorbereitet?
Marlene: „Wir haben den Ordner mit den Projektbeschreibungen bekommen und erst mal alles durchgelesen. Ich fand es schön, zu sehen was die Anderen so gemacht haben.“

Robin: „Wir haben auch vorher in einer extra Sitzung darüber geredet. Ja, so wurden wir vorbereitet.“

Wie habt ihr dann die Jurysitzung erlebt? Was hat euch gut gefallen, was vielleicht nicht so?
Marlene: „Ich fand es toll, dass die Abstimmung wirklich demokratisch abgelaufen ist. Zuvor haben wir uns erst Gedanken gemacht und pro und contra aufgeschrieben.“

Charlotte: „Ich fand es sehr interessant, was die Anderen für Eindrücke von den Projekten hatten. Wenn man selbst vielleicht auf Neues hingewiesen wurde. Also ich wurde nicht beeinflusst, sondern konnte einfach sehen, dass da noch etwas war, was mir vielleicht auch wichtig ist und ich bisher nicht beachtet hatte.“

Robin: „Wir haben dann die Projekte ausgewählt. Dafür haben wir Punkte vergeben und am Ende kam ein Sieger raus, den ich auch befürwortet habe.“

Ich nehme mit, dass es total wichtig ist, so eine Auswahl demokratisch auszumachen. Auch, dass die Kinder und ich selbst mitbestimmen KONNTEN und auch SOLLTEN – und nicht die Anderen über einen bestimmen.
Marlene, MIXED UP-Jugendjury 2019

Ihr habt das Projekt „Wie wohnt die Fantasie?“ ausgewählt. Was hat euch daran besonders gut gefallen?“
Robin: „Ich fand es gut, dass die Kinder schon früh angefangen haben, kreativ zu denken und das alles. Und das regt ja auch die Fantasie im Nachhinein an.“

Charlotte: „Dass die Kinder selbstständig ihrer Fantasie freien Lauf ließen, bei der Gestaltung und gegenüber den Partnern, also dem Architekten. Ich finde es auch gut, dass es nicht nur in der Schule, also auf dem Schulgelände, stattfand, sondern auch ein bisschen außerhalb. Mir gefällt es, wenn man so eine kleine Abwechslung vom Schulalltag hat und auch, dass es etwas Langfristiges ist und nicht nur einmal passiert und man es danach nie wieder sehen kann.“

Marlene: „Ich finde es einfach cool, dass die Kinder selber ihren Plan erstellt haben, wie die Laube aussehen soll. Und dann machen sie das auch wirklich so, mit Hilfe eines Architekten, der bestimmt ein bisschen was verändert hat, aber so grundsätzlich haben sie viel selber gemacht. Sie haben auch mit gebaut. Das würde ich auch gerne mal machen.“

Und warum meint ihr, ist es wichtig solche Projekte in Schulen umzusetzen oder zu realisieren? Was haben die Schulen oder die Schüler*innen davon?“
Charlotte: „Das ist einfach mal was Neues, Kreatives oder Anderes. Und zu lernen, was es heißt, auch ein bisschen Verantwortung zu übernehmen. Denn es braucht schon viel Verantwortung, um so eine Laube zu bauen.“

Marlene: „Ich finde es toll, dass in der Schule die Kreativität so gefördert wird und dass die Kinder nicht nur den normalen Unterricht haben. Das hat bestimmt viel Spaß gemacht.“

Was hat euch eure Mitarbeit in der MIXED-UP Jury gebracht? Was nehmt ihr daraus mit? Hättet ihr Lust, so etwas noch mal zu machen?
Robin: „Ja, ich würde gerne nochmal mitmachen. Das hat mir Spaß gemacht.“

Marlene: „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, will ich auf jeden Fall nochmal mitmachen. Ich nehme mit, dass es total wichtig ist, so eine Auswahl demokratisch auszumachen. Auch, dass die Kinder und ich selbst mitbestimmen konnten und auch sollten – und nicht die Anderen über einen bestimmen.
 

Nicht nur mit Buch und Tafel

Im weiteren Interview: Margret Bamberger, Konrektorin der Kanonikus-Kir-Realschule plus und Fachoberschule in Mainz

Margret Bamberger, welchen Stellenwert hat in der Kanonikus-Kir-Realschule plus und Fachoberschule in Mainz die Kulturelle Bildung oder die Kooperation mit außerschulischen Partnern an Ihrer Schule?
Wir sind seit fast drei Jahren schon Kulturschule, so wie das Gutenberg-Gymnasium auch. Und da hat die Kulturelle Bildung bei uns natürlich einen ganz großen Stellenwert. Kulturelle Bildung ist ganz wichtig. Kulturelle Aspekte und kreative Unterrichtspraxis sind bei uns Teil des regulären Unterrichts. Wir wollen auch mit kreativen Methoden die Unterrichtsinhalte an die Schüler weitergeben und nicht nur mit Buch und Tafel.

Wie kommt das bei den Schüler*innen an?
Ich habe immer das Gefühl, dass es mehr Spaß macht. Unterrichtsinhalte wirklich in den Händen zu halten oder zu gestalten, damit zu arbeiten – da bleibt mehr hängen und Erlerntes besser in Erinnerung.

Wie halten Sie es an der Schule mit Partizipation oder Schülerbeteiligung?
Unsere Schüler-SV ist seit mehreren Jahren sehr aktiv. Sie trifft sich regelmäßig mit einer Kollegin. Sie bestimmen dann über verschiedene Aktivitäten, wie z. B. die Ausrichtung einer Fastnachtsparty oder über das Anmalen ihrer Räume mit. Dann gab es auch eine Kooperation mit der Kunsthochschule, wo die Schüler selbstständig Kunstwerke ausgewählt haben und dadurch mitbestimmen durften, welche Werke an unserer Schule ausgestellt wurden. Die etwa 100 Schüler, die den Ganztag nutzen, haben jetzt auch ganz neu eine Ganztagsschul-Schülervertretung. Sie bringen einen ganz anderen Blick auf Schule ein.

Ich hoffe, dass das kulturelle Engagement der Schulen auch nach außen getragen wird, und so in Rheinland-Pfalz, ja auch bundesweit, bekannt wird, dass Kulturelle Bildung einen hohen Stellenwert hat.

Was hat Sie bewogen zu sagen:  Wir machen bei MIXED UP mit, wir nominieren Schüler*innen, die in der Jugendjury mitwirken?
Es hat mir sofort sehr gut gefallen, weil es genau darum geht, dass mitbestimmt werden darf und dass die Schüler auch einen Einblick bekommen in andere kulturelle Projekte an anderen Schulen. Die Teilnahme an der Jugendjurysitzung ist so ein Blick über den Tellerrand hinaus, was noch alles möglich ist.

Was wünschen Sie sich von der MIXED UP-Preisverleihung?
Ich hoffe, dass das kulturelle Engagement der Schulen auch nach außen getragen wird, dass es in verschiedenen Medien publiziert wird und so in Rheinland-Pfalz, ja auch bundesweit, bekannt wird, dass Kulturelle Bildung einen hohen Stellenwert hat. Vielleicht schaffen wir es auch, dass unsere Ideen auch anderswo aufgegriffen werden bzw. sie noch weiter getragen und gestreut werden.