„Integration in Deutschland“
Veranstaltung mit Dr. Dr. Rahim Schmidt, Aula des Gutenberg-Gymnasiums, Mittwoch, 25.01.17
„Radikalisierung ist eine Schwäche!“, so Dr. Dr. R. Schmidt, Hausarzt und Naturwissenschaftler, der aus dem Iran emigrierte und in Deutschland seit den 80er Jahren ein neues Zuhause gefunden hat. Dass zu dieser Integration der Wille zur Veränderung des eigenen Verhaltens und Offenheit für ein neues Weltbild nötig seien, betonte Schmidt ebenso wie die Bedeutsamkeit der Interaktion mit Politik sowie der Bevölkerung selbst. Nur durch eine offene Kommunikation und das Erklären der eigenen Ansichten sei eine Debattenkultur in Deutschland weiterhin möglich.
Diesen Standpunkt unterstrich Schmidt in einem Interview, das die fünf Schülerinnen und Schüler Cagla Dogan, Maike Münster, Jan Pruschke, Maria Rizig-Mursal und Negin Zarei Nejad Farshi (s. Fotos) im Rahmen einer Schulveranstaltung für die 11. Jahrgangsstufe zum Thema „Integration“ führten. Der zum Zeitpunkt seiner Zuwanderung 19-jährige Schmidt ist heute in vielen sozialen und öffentlichen Bereichen tätig. Er ist CDU-Mitglied, bekleidet das Amt des zweiten Vorsitzenden des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ und ist Mitglied bei mehreren gemeinnützigen Organisationen.
Als Grund für seine hohe Aktivität in diesen Bereichen nannte Dr. Dr. R. Schmidt die Tatsache, dass seines Erachtens jeder jeden Tag etwas für sein Glück tun könne, und dass man sich niemals missbrauchen lassen dürfe, weder durch Religion noch durch sonstige gesellschaftliche Aspekte. Er selbst lebe zum Beispiel als liberaler Moslem und sehe seinen Glauben als Mittel, sich sozial zu engagieren, erklärte er den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11. „Nur wenn wir frei denken können, können wir uns entfalten!“, mit diesen Worten fasste es Schmidt zusammen. Auch in der Zugehörigkeit seiner Frau zum Christentum sehe er die Chance, andere Sichtweisen kennen zu lernen. Deutlich machte er auch, dass es für ihn aufgrund der gerade im religiösen Bereich vorhandenen Zwänge keine Option sei, in den Iran zurückzukehren. Jedoch bedeute „Heimat“ für ihn heute auch nicht Deutschland, sondern beinhalte vielmehr alle positiven Erinnerungen, die in ihrer Gesamtheit das Heimatsgefühl erzeugen.
Durch seine Erläuterungen brachte Schmidt seine Zuhörer sowie die Interviewer selbst auch dazu, sich noch einmal die heutige politische wie soziale Situation in Bezug auf Flüchtlinge in Deutschland vor Augen zu führen. Nur mittels Zusammenarbeit und Kommunikation mit diesen könne eine vollständige Integration erreicht und somit die Bildung von Parallelgesellschaften verhindert werden. Dazu sei die Politik ebenso gefordert wie auch jeder einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger.
Victoria Gutfreund, 26. Januar 2017